Tief verwurzelt

Wurzeln, kulturelle zumal, liegen oft so tief und verborgen, daß sie nicht offensichtlich ins Auge fallen. In „Feel like going Home“ begibt sich Kultregisseur Martin Scorsese gemeinsam mit dem jungen Bluesgitarristen Corey Harris auf die Suche nach den Wurzeln und den Entwicklungslinien des Blues.

Ihre Reise führt sie vom Mississippi-Delta bis nach Afrika an die Ufer des Niger. Harris, der sich selbst als musikalischer Schwamm bezeichnet, sucht die alten Musiker des Deltas, um von ihnen ihre Musik zu lernen. Mit seiner Gitarre nimmt er die Melodien, die er hört, auf und empfindet sie nach.

Die Suche nach der ursprünglichen Musik des schwarzen Amerikas führt ihn am Ende nach Westafrika, in die Heimat der meisten Vorfahren der meisten schwarzen Amerikaner. Dort trifft er auf eine Musik, die dem Blues sehr ähnlich ist und merkt, wie tief die Wurzeln dieser seelenvollen Rhythmen reichen. Durch die Jahrhunderte und durch die Sklaverei bis zurück nach Afrika folgt „Feel like going Home“ der schwarzen Musik als letztes kulturelles Erbe der verschleppten Sklaven.

Scorsese vereint in seinem Beitrag zum „The Blues“-Projekt geschickt alte Archivaufnahmen aus den dreißiger Jahren mit aktuellen Aufnahmen und spontanen Sessions, die sich während der Begegnungen für den Film ergaben. Die lebendigen alten Aufnahmen aus der „Archive of Folk Culture Collection“ der Bibliothek des amerikanischen Kongresses und die Bilder der wenigen, oft alten Künstler zeigen deutlich, daß das Bindeglied zwischen den afrikanischen Wurzeln und dem heutigen schwarzen Amerika langsam verschwindet. Doch Künstler wie Harris versuchen sie aufzugreifen und weiterzutragen. „Feel like going Home“ zeigt in beeindruckender Art und Weise die Wichtigkeit von kultureller Eigenart und lebendiger Tradition als Ausdruck der eigenen Identität.

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