Als Modelluni elitär stiften gehen

Am Freitag den 13. Oktober knallten in Dresden zwar nicht die Champagner-, aber zumindest die Sektkorken.

Mit der Graduiertenschule „Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengeneering“ und dem Exzellenzcluster „From Cells to Tissues to Therapies: Engeneering the Cellular Basis of Regeneration“ konnte sich die TU Dresden beim Exzellenzwettbewerb in den beiden verbliebenen Förderlinien der Graduiertenförderung und der Bildung eines Exzellenzclusters durchsetzen. Mit einer bzw. 1,5 Millionen Euro pro Jahr konnen die beiden Projekte sich bis 2011 über einen Anteil aus dem prallgefüllten Fördergeldtöpfchen freuen – als einzige Ostuni übrigens.

Der amtierende TU-Rektor Herrmann Kokenge nahm diese Nachricht mit großer Freude auf. Damit erfülle die Dresdner Uni auch die Voraussetzungen, um in der zweiten Bewerbungsrunde in der dritten Förderungsrichtlinie mit ihrem Zukunftskonzept erfolgreich mitmischen zu können, so Kokenge. Nun hofft die TU im zweiten Anlauf doch noch den Titel „Eliteuniversität“, und damit jährlich zusätzliche Fördergelder von durchschnittlich 21 Millionen Euro, erreichen zu können.

Der erste Versuch der TU Dresden in die Reihe der neuen deutschen Eliteunis aufzusteigen, war schon im Januar gescheitert. Bereits in der Vorrunde waren die Dresdner hier ausgeschieden. Daß sie, anders als alle anderen sächsischen Universitäten, jedoch zumindest in den anderen Förderlinien erfolgreich waren, weckt weitere Hoffnung in Dresden.

Daß man, wenn man auch noch keine Eliteuniversität ist, als einzige sächsische Universität zumindest bereichsweise Exzellenz bescheinigt bekommen hat, dürfte die Dresdner in ihrem Kampf um mehr Unabhängigkeit und eine Sonderstellung in Sachsen bestärken.

Denn bereits im März 2005 hatten TU-Rektor Hermann Kokenge und der inzwischen verstorbene TU-Kanzler Alfred Post im Rahmen der Hochschulreform in Sachsen die Umwandlung der TU Dresden in eine Stiftungsuniversität gefordert. Ziel dieser Umwandlung sollte eine größere Eigenständigkeit und -verantwortung sein.

Nach dem Ministerinnenwechsel im Wissenschaftsministerium scheint das Projekt Stiftungsuni jedoch endgültig vom Tisch, denn die neue sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) hatte im „ad rem“-Interview (Ausgabe 24/2006 vom 11. Oktober) betont, sie halte „Stiftungsuniversitäten in Deutschland für zu abenteuerlich“. Die Hoffnung nach mehr Autonomie der Dresdner Uni ist damit jedoch nicht vom Tisch. Am 11. Oktober – also zwei Tage vor der Eliteentscheidung – wandten sich 26 Professoren der TU Dresden mit einem offenen Brief direkt an den Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) und forderten, noch in diesem Jahr die rechtliche Grundlage für eine „Modell-Universität TU Dresden“ zu schaffen. So hoffen die Dresdner, unter einer neuen Bezeichnung, nun doch noch die geforderte Unabhängigkeit zu erreichen.

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