Überfall im Morgengrauen

Freitagmorgen, acht Uhr dreißig. Noch herrschte Ruhe über dem kleinen Zeltlager im Norden von Berlin. Die meisten Teilnehmer des „summercamp of resistance“ schliefen noch, als die Berliner Polizei in bewährter Manier einrückte.

Das Trampeln dutzender schwerer Stiefel und das Gebell der Polizeihunde riß die meisten aus dem Schlaf. Die Zelte wurden geöffnet und durchsucht. Alle Anwesenden durften sich, nachdem sie durchsucht, fotografiert und ihre Personalien festgestellt wurden, bis zum Abschluß der Aktion drei Stunden später nicht von ihren Zelten entfernen oder auch nur an ihre Sachen gehen. Selbst die natürlichsten Bedürfnisse durften nur unter polizeilicher Aufsicht erledigt werden.

So oder ähnlich beschreiben die Teilnehmer des studentischen Ferienlagers den morgendlichen Polizeieinsatz vom 26. August. Nachfragen auf Seiten der Polizei offenbaren den Grund für den „Überfall“ im Morgengrauen. Die Bereitschaftspolizei war mit richterlichem Durchsuchungsbeschluß auf der Suche nach einem Täter, der tags zuvor einen Wasserschutzpolizisten angegriffen hatte. „Alle Anwesenden wurden aufgenommen, um eine Identifizierung durch das Opfer zu ermöglichen. Die Fotos der Unbeteiligten werden selbstverständlich nach der Sichtung vernichtet“ so Bernhard Schodrowski von der Pressestelle der Polizei. Darüber, ob der Täter unter den Anwesenden war, wurde allerdings keine Auskunft gegeben.

Gegen die Generalverdächtigung aller Anwesenden protestierten die Veranstalter aufs heftigste. „Gegen diesen Versuch den friedlichen Protest der Studierenden zu kriminalisieren, protestieren wir ausdrücklich“, so Steffi Geyer vom „freien zusammenschluß von studentInnenschaften“ (fzs).

Die ungefähr 70 Studenten aus ganz Deutschland hatten sich eine Woche lang in Berlin zusammengefunden um ihre Erfahrungen bei den im Rahmen des „summer of resistance“ gelaufenen Aktionen auszutauschen und gemeinsam neue Protestformen zu entwickeln.

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