Sind Sachsens Flutopfer zu verwöhnt?

Joris Czytrich´s Idee kam spontan. Als er online durch die Hilfsangebote stöberte, fiel ihm auf, dass viele der Angebote auch über längere Zeit keine Abnehmer fanden. Ältere Elektrogeräte, gebrauchtes Spielzeug, altes Geschirr, Kleidung die schon Jahre aus der Mode ist. „Viele Helfer haben gesammelt und werden ihre Sachspenden jetzt nicht los. Es gibt halt einfach Dinge, die Menschen hier in Deutschland nicht haben wollen – nicht einmal geschenkt. Man ist wohl teilweise schon zu anspruchsvoll“, so Czytrich.

Nicht so in Tschechien. Wo das Elbwasser oft sogar im zweiten Stock stand, ist man weniger wählerisch. So hat der Dresdner es erlebt. Mit Hilfe der Slavistikstudentin Karin Schöne nahm er Kontakt mit den Hilfsstellen des Nachbarlandes auf. Man übersetzte Hilfsgesuche und fuhr schon bald mit dem ersten voll beladenen privaten PKW zur Grenze. Nur 70 Autominuten von Dresden entfernt hatte man ein Sammellager für Sachspenden gefunden. In Libouchec sind die Lager bis heute noch weitestgehend leer. Jede Hilfe ist dort willkommen.

Mittlerweile ist der Verkaufsleiter eines kleinen Dresdner Computerladens mit einigen Mitkämpfern bereits vier mal mit Hilfsgütern über die Grenze gefahren. „Mit dem Zoll hatten wir eigentlich noch keine größeren Probleme“, so Czytrich. Am nächsten Samstag wird man sich erneut auf den Weg machen. „Wir haben am Sonntag bereits wieder drei Paletten verschiedenster Dinge hereinbekommen. Ganz private Dinge, wie Geschirr, aber auch eine ganze Kiste nagelneuer Gummihandschuhe“, erzählt er.

Die Unterstützung kommt aus den verschiedensten Richtungen. „Letztens riefen uns zwei Grundschullehrer aus Chemnitz an. Ihre Schüler hatten eifrig Spielzeug und Bücher gesammelt. Doch niemand in Deutschland wollte die Sachen haben“, berichtet er. „Wir haben die Spenden dann rübergefahren. Dort hat man sich riesig gefreut.“ Das ist auch das Problem was er angeht. „Wer sich die Mühe gemacht hat, ist besonders enttäuscht, wenn niemand die Sachen will.“

Das es schwarze Schafe gibt, weiß auch Czytrich. „Natürlich kann man in Tschechien auch keinen Müll gebrauchen. Aber man ist weit weniger wählerisch“, weiß er. Kaputte Elektrogeräte und zerschlissene Kleidung wollen auch unsere Nachbarn nicht. Über vieles andere freut man sich riesig. Von seiner Idee ist er überzeugt. „Bisher hatten wir auch keinen Müll dabei.“

Jetzt sucht er noch Mitkämpfer: „Was wir können, kann jeder andere auch. Wer noch Sachen hat, kann auch selbst nach Libouchec fahren.“ Damit es beim Zoll auch wirklich keine Probleme gibt, sollte man sich ein Schreiben von einer gemeinnützigen Organisation besorgen, dass bestätigt das man Hilfsgüter transportiert. Auch bei den Kirchen dürfte man so etwas bekommen. „Ansonsten kann man die Sachen auch immer bei uns vorbeibringen. Wer Fragen hat kann mir auch jederzeit mailen oder anrufen.“

Erreichen kann man Joris Czytrich unter saxony@gmx.net oder wochentags unter der Telefonnummer 03 51 – 45 92 204. Alle anderen eventuell notwendigen Informationen, den Anfahrtsweg nach Libouchec und Ansprechpartner hat er auf einer Homepage veröffentlicht.

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