Sein oder Haben: Was Studenten so alles für Geld tun

Das Angebot klingt verführerisch. Innerhalb weniger Wochen die Miete für ein ganzes Semester, vielleicht sogar für ein Jahr verdienen. Zwar ist man die ganze Woche auf Tour, doch zumindest am Wochenende zu Hause.

Die Fahrt beginnt am frühen Montagmorgen und endet mitten im Nirgendwo vor einer riesigen Lagerhalle. Sie ist bis unters Dach mit Weizen gefüllt – zigtausende Tonnen – für Krisenzeiten.

Kornkäfern sind menschengemachte Krisen allerdings egal. Für sie sind solche Hallen das reinste Paradies. Da wir aber unser Brot aus ganzen Körnern und nicht nur aus den übriggebliebenen Schalen mahlen wollen, rücken wir ihnen zu Leibe – mit Gas.

Also heißt es unter das Dach steigen und alles mit riesigen Planen möglichst luftdicht abdecken. Ein falsch gesetzter Schritt und man steck bis weit über den Knöchel im Korn. Die Spreu setzt sich in den Kleidern fest, sticht und juckt bei jeder Bewegung. Bei Sonnenschein herrschen mehr als 50 Grad, kein Lufthauch weht weit und breit. Die Planen sind schwer und stinken erbärmlich nach Moder und faulen Eiern.

Knapp eine Woche, mehr als zwölf Stunden am Tag, brauchen wir bis das ganze Lager luftdicht verpackt ist. Jetzt muss das Gas eingebracht werden. Schon beim öffnen der Blechdosen schlägt uns übelster Geruch entgegen. Da das Gas selbst geruchlos ist hat man Ammoniak hinzugefügt. An langen Seilen ziehen wir möglichst rasch meterlange schnüre mit kleinen Papierpaketen unter die Plane, dichten die letzten Löcher ab und verschwinden. In drei Wochen werden wir wieder kommen, die Planen öffnen, lüften und alles wieder abbauen – bis zum nächsten Jahr.

Zu Hause falle ich wie ein Stein ins Bett und schlafe das Wochenende durch. Jetzt weiß ich wieder wieso ich studiere – um nicht jeden Tag so malochen zu müssen.

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