Bildung nur noch Kostenfaktor

Jetzt sollen also die Heimatländer für ihre ausgewanderten Studenten zahlen. Auf den ersten Blick scheint diese Idee zwar charmant, doch betrachtet man sie genauer wird deutlich, wie weit wir uns bereits von der Wertschätzung von Bildung entfernt haben.

Bildung ist hier vor allem eines – ein Kostenfaktor. Da liegt das Verursacherprinzip nahe. Das ist doch ganz einfach: Wer Elektrogeräte herstellt muß auch für deren spätere Entsorgung bezahlen und wer Abiturienten ausbildet muß…

Nein, so ist Bildung in der Wissensgesellschaft, in die wir wollen, nicht. Abiturienten und Studenten sind kein Kostenfaktor, sondern Kapital. Die Idee, die hinter dem Vorschlag steht ist doch, daß einige Bundesländer hier etwas von anderen „erschleichen“.

Doch tun sie das wirklich?Können die Flächenländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg, können Thüringen und das Saarland, die die Nettozahler in diesem System wären, wirklich erwarten, aus der derzeitigen Situation Kapital schlagen?

Das würden sie nur können, wenn die Studenten nach Hause zurückkehren würden – doch genau das tun nur die wenigsten. Sie werden ihre verlorenen Landeskinder vermutlich niemals wiedersehen, denn wer braucht Ingenieure und Wissenschaftler in der Uckermark oder Ostfriesland?

Hier werden nicht – und das gilt es zu begreifen – Kosten auf die anderen Bundesländer abgewälzt, sondern hier bluten ganze Regionen aus und sterben. Oder wie ein makaberer Witz es sagt: Der letzte macht (dort) das Licht aus. Wir sollten ihnen eigentlich nicht vorher den Strom abdrehen.

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