Wahrheit über Kriegshelden

Sarajevo, elf Jahre nach dem Krieg. Esma (Mirjana Karanovic) versucht ihre zwölfjährige Tochter Sara (Luna Mijovic) in der Kriegsvernarbten Stadt allein groß zu ziehen.

Das Geld ist knapp – Esma hält die kleine Familie mit Jobs und EU-Opferhilfe über Wasser. Damit Sara mit auf die Klassenfahrt kann, muß Esma 200 Euro auftreiben oder den Nachweis vorlegen, daß Saras Vater ein „Schechid“, ein Kriegsheld ist. Esma versucht alles das Geld aufzutreiben, doch Sara reagiert mit Unverständnis. Sie will den Nachweis, denn ihr Vater ist ein Held – da ist sie sich sicher. Je mehr sie die Mutter bedrängt, desto mehr weicht sie ihr jedoch aus. Schließlich rastet Sara, gehänselt von ihren Klassenkameraden, aus, bedroht und beschimpft ihre Mutter, bis diese zusammenbricht und ihr Geheimnis preisgibt.

Anfang des Jahres bekam „Esmas Geheimnis“ (im Original „Grbavica“) bei der Berlinale hochverdient den Goldenen Bären. Regisseurin Jasmila Zbanic zeigt mit diesem Film eindrucksvoll die immer noch offenen Wunden des Krieges auf. Besonders beeindruckt, wie vorsichtig sich die Geschichte auf die unvermeidliche Wahrheit verdichtet ohne sie vorwegzunehmen. Das ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der hervorragend spielenden, gerade einmal 14jährigen Debütantin Luna Mijovic. Daß die Wunden noch lange nicht verheilt sind, bewiesen Zbanic, die in ihrer Laudatio auf die immer noch ausstehende Verhaftung von Karadzic und Mladic aufmerksam machte, und die serbische Presse, die den Film postwendend als antiserbische Propaganda verunglimpfte.

Dieser Beitrag wurde unter Hochschulzeitung ad rem, Kino & Film abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.