Kabellos in die Zukunft

Im Zeitalter der globalen Kommunikation, in der nahezu jeder überall mit jedem kommunizieren (können) möchte, stellen sich der Technik extreme Herausforderungen. Der klassische Anschluß an die weltweiten Datenströme führt schon bei kleineren Gruppen nicht selten zu einem heillosen Kabelsalat.

Will man dann auch noch allerorten einen guten Zugang zum Netz, so kommen auf einen Nutzer leicht mehrere Kilometer Netzwerkkabel – zu Hause, im Büro und unterwegs. Deshalb befinden sich kabellose Lösungen wie W-LAN auf dem Vormarsch.

Immer mehr und immer schneller wollen die Nutzer kommunizieren. Deshalb jagt eine neue kabellose Technik die andere. Da bei der Einführung einer neuen Technik die alte nicht verschwindet, tummeln sich mittlerweile viele verschiedene Funkübertragungstechniken auf dem nutzbaren Frequenzbereich. Eine Entwicklung, die die Preise für die wenigen noch freien Frequenzbereiche ins uferlose steigen läßt. So verwundert es kaum, daß die meisten Entwickler versuchen auf immer schmaleren Frequenzbereichen zu senden. Um dabei Störungsresistenz zu erreichen, muß mit immer größerer Leistung übertragen werden. Einen völlig anderen Weg verfolgen jedoch einige Forscher des europäischen Forschungsprojekts UCAN unter Beteiligung der TU Dresden und Koordination der Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer (GWT). Das von der EU geförderte internationale Projekt soll die Möglichkeiten der Ultra-Breitband-Technik (UWB) klären, die Grundlagen für deren Nutzung legen.

Die Ultra-Beritband-Technik versucht eben genau nicht auf immer schmaleren Frequenzbereichen mit immer mehr Leistung zu senden, sondern mit minimaler Leistung und kurzen Impulsen in einem gewaltigen Frequenzbereich. Auch auf diese Weise läßt sich Übertragungssicherheit herstellen. Das Prinzip, auf den das Ganze beruht, ist so alt wie die Funkübertragung selbst – es ist eine Art modernes Morsen. Anders als die Morsecodes kommt UWB jedoch mit Impulsen von wenigen Nanosekunden aus und kann so Datenraten von vier Gigabit pro Sekunde erreichen. Damit könnte es die W-LAN-Technik revolutionieren. Die Technologie braucht jedoch zum sinnvollen Einsatz ein extrem breites Frequenzband. Genau das steht aber nicht mehr zur Verfügung. Da UWB allerdings mit sehr geringer Sendeleistung sendet, könnte es die Frequenzen anderer Anwendungen mitnutzen, ohne sie zu stören. Genau das wollen aber die Frequenzinhaber verhindern. Wer, wie die UMTS-Betreiber, 150 Milliarden Euro für eine Sendefrequenz bezahlt, teilt diese eben ungern mit einer anderen Sendetechnik – egal wie gering die Störung durch sie ist. Zumal auch noch nicht geklärt ist, wie groß die Störungen des normalen Sendebetriebes durch UWB bei massenhafter Verbreitung werden können.

So steht der neuen Technik nicht nur noch ein langer Weg bis zur technischen Reife bevor, sondern ein mindestens ebenso langer und harter Weg bis zur Zulassung. Vor allem der Kampf bei den nationalen und internationalen Regierungsbehörden um die Nutzung eines angemessenen Frequenzbandes ist noch offen und wird wohl noch Jahre dauern.

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