Hommage an den Blues

Das Jahr des Blues ist vorbei. In Europa nur wenig beachtet, feierten die Vereinigten Staaten auf Beschluß des Senats von Februar 2003 an mit dem „Jahr des Blues“ die uramerikanischen Wurzeln der modernen Musik.

Initiiert von Regisseur Martin Scorsese fanden sich bereits 1997 sieben berühmte Filmemacher zusammen um dem Blues in sieben Dokumentationen ein filmisches Denkmal zu setzen. Richard Pearce, Wim Wenders, Charles Burnett, Marc Levin, Mike Figgis, Clint Eastwood und Martin Scorsese schufen eindrucksstarke und persönliche Einblicke und Ansichten des Blues, die nun auch nach und nach in die deutschen Kinos kommen. Nach Wenders „The Soul of a Man“ startet nun mit „Road to Memphis“ der zweite Film der Reihe.

In „Road to Memphis“ folgt Regisseur Richard Pearce in einer musikalischen Odyssee Blues-Legenden wie B.B.King, Bobby Rush und Rosco Gordon zurück nach Memphis, Tennessee. Er verwebt dabei alte Bilder und die Erzählungen der Musiker mit ihrem neuerlichen Weg in die Stadt am Mississippi. Mit den Geschichten und dem Blues der mittlerweile betagten Künstler ruft Pearce noch einmal jene Zeit herbei, in der die Beal Street in Memphis das brodelnde Zentrum einer urbanen schwarzen Kultur war. Dort entstand in den vierziger und fünfziger Jahren eine neue Form des Blues und wurde seit 1949 durch den ersten schwarzen Radiosender Amerikas WDIA in die Weiten des Mississippi-Deltas zu einem Millionenpublikum getragen. Dessen Bekanntheit ermöglichte schwarzen Künstlern erstmalig von ihrer Musik zu leben und auf Tour zu gehen. Die Klubszene um die Beal Street, Produzenten wie der spätere Elvis-Entdecker Sam Phillips und die WDIA ebneten ihnen und ihrer neuen Musik den Weg. Pearce begleitete die Künstler auf ihren Touren mit der Kamera und fängt so auch ein Stück weit deren heutige Situation ein.

„Road to Memphis“ zeigt den Aufstieg und auch den allmählichen Niedergang des Blues, der mit Elvis und seinem „weißen Blues“, dem Rock’n’Roll, begann. Der Film besticht vor allem durch die großartige Musik und lebt von den vielen kleinen Dingen und großen Geschichten, die am Ende erneut nach Memphis führen. Zu einem, wie sich herausstellen sollte, letzten gemeinsamen Konzert treffen sich die alten Größen des Blues am Ende noch einmal. Daß Rufus Thomas noch während, Rosco Gordon und Sam Phillips kurz nach den Dreharbeiten verstarben, zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es war, jetzt noch die Geschichten um die mittlerweile abgerissene, neu erbaute und zu einer Souveniermeile verkommene Beal Street festzuhalten.

Dankenswerterweise verzichtete man auf eine Synchronisation und bringt den Film, der bereits 2003 bei den Filmfestspielen in Venedig außer Konkurrenz lief, in Originalsprache mit – allerdings nicht immer ganz treffenden – Untertiteln in die Kinos.

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