Gebühren und Uni-Stiftung als Hauptprobleme

Im Februar kündigte die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) ein heißes Sommersemester an, doch bisher ist Dresden davon wenig zu spüren. Peter Grünberg. seit Januar neuer Geschäftsführer Hochschulpolitik des StuRa der TU Dresden, erklärt „ad rem“ die Zusammenhänge sowie seine Pläne und Ziele im neuen Amt.

Du bist relativ neu im Amt – welche Schwerpunkte hast Du Dir auf die Fahnen geschrieben?

Am Anfang war es natürlich hauptsächlich das Thema Studiengebühren. Das wird auch weiterhin eines der Hauptthemen bleiben. Jetzt ist allerdings noch das Thema Stiftungsuni hinzugekommen, an dem wir zur Zeit auch sehr intensiv arbeiten.

Ihr habt die Studierenden zweimal dazu aufgefordert, sich in die Diskussionsrunden einzubringen – beide Male mit mäßigem Erfolg. Interessiert sich der Dresdner Student nicht für Hochschulthemen?

Dazu würde ich pauschal ja sagen. Ich denke, daß der Großteil der Studenten absolut uninteressiert an politischen Themen ist. Das Muß geändert werden. Den Leuten muß klar gemacht werden, daß es hier nicht nur um ihre Zukunft geht, sondern auch um die ihrer Kinder. Da ist jeder gefragt.

Wie vertritt man so eine schweigende, uninteressierte Mehrheit?

Wenn wir als StuRa die Leute vertreten, die uns gewählt haben, dann vertreten wir die anderen mit, auch wenn sie ihre Meinung nicht äußern. Auf der anderen Seite müssen wir auch diese Leute dazu provozieren, sich damit zu beschäftigen. Es ist eine meiner Hauptaufgaben, die Dresdner Studenten dazu aufzurufen, sich mit hochschulpolitischen Themen zu befassen – also die schweigende Masse zu politisieren.

Aber wie politisiert man unpolitische Menschen?

Indem jedem aufgezeigt wird, was jetzige Politik – nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Bundesländern – für Konsequenzen für sie selbst haben wird. Man kann sie politisieren, wenn man es schafft, bei jedem ein Betroffenheitsgefühl hervorzurufen.

Dafür habt ihr in den Diskussionsrunden Anregungen gesucht. Habt ihr Möglichkeiten gefunden?

Mir haben viele Sachen sehr gut gefallen. Wie zum Beispiel eine Art Preisausschreiben. Vor allem mit Vortragsreihen und Podiumsdiskussionen könnte viel gemacht werden. Am Ende wollen wir natürlich mit einer möglichst großen Masse zu der Demo, die jetzt schon in den Anfängen der Planung ist.

Wissenschaftsministerin Barbara Ludwig hat eine weitestgehende Autonomie der Hochschulen zum zentralen Thema ihrer Reform des sächsischen Hochschulgesetzes erklärt. Wie verfolgt ihr diese Diskussion?

Unser StuRa hat sich schon über die KSS eingebracht. Diese hat Mitte Januar gemeinsam einen Forderungskatalog an die Ministerin übergeben, in dem die Forderungen, die wir an das neue sächsische Hochschulgesetz stellen, aufgeschrieben waren. Die Ministerin war sehr interessiert an unseren Problemen. Jetzt muß sich natürlich zeigen, in wieweit das in die Gesetzentwürfe einfließt. Wir haben im Mai auch wieder einen Termin mit der Ministerin, wo das Thema eine Rolle spielen wird.

Noch vor der Reform des Hochschulgesetzes will sich die TU Dresden in eine Stiftung umwandeln. Wird der StuRa dann als Teil einer Stiftungsuni seiner Machtinstrumente beraubt?

Der StuRa wird nicht groß an Macht verlieren, weil wir auch jetzt nur beratende Funktion für das Rektoratskollegium haben. Der StuRa ist aber sicherlich bei einer Stiftungsuni nötiger denn je, weil wir lautstark die Interessen der Studenten vertreten können. Denn die Mitbestimmung der anderen Gremien, in denen auch viele Studenten sitzen, wird quasi abgeschafft.

Bis jetzt sind die Mechanismen, mit denen man auf die politische Einheit Wissenschaftsministerium Einfluß nehmen kann, relativ klar. Aber wie nimmt man Einfluß auf das „Wirtschaftsunternehmen“ Stiftungsuni?

Das ist auch eine große Frage, die ich noch nicht beantworten kann. Ich denke aber, daß sich diese Frage nicht nur uns stellt – sondern auch für Personal- und Fakultätsräte.

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